Verspätungen bei der Deutschen Bahn: Die häufigsten Ursachen

Wer kennt es nicht? Man steht am Bahnhof, wartet auf seinen Zug und plötzlich ertönt die Durchsage: „Der ICE nach München hat voraussichtlich 20 Minuten Verspätung.“ Zugverspätungen sind für viele Bahnreisende in Deutschland leider alltäglich. Doch was sind eigentlich die Gründe dafür, dass Züge nicht pünktlich ankommen? In diesem Blogbeitrag möchte ich die häufigsten Ursachen für Verspätungen bei der Deutschen Bahn näher beleuchten.

Baustellen und Instandhaltungsarbeiten

Einer der Hauptgründe für Zugverspätungen sind Baustellen und Instandhaltungsarbeiten am Schienennetz. Die Deutsche Bahn investiert zwar jährlich Milliarden in die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur, dennoch gibt es immer noch viele sanierungsbedürftige Streckenabschnitte. Wenn an Gleisen, Weichen oder Brücken gearbeitet wird, müssen Züge oft langsamer fahren oder Umleitungen in Kauf nehmen, was zu Verspätungen führt.

Allein im Oktober 2022 waren laut DB fast drei Viertel aller Fernverkehrszüge von Baustellen betroffen. Besonders problematisch ist die Situation auf der vielbefahrenen Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, wo es täglich zu Störungen kommt. Um dem entgegenzuwirken, plant die Bahn in diesem Jahr eine umfangreiche Generalsanierung dieser wichtigen Strecke, die man auch mit dem Deutschland-Ticket nutzen kann. Während der Bauarbeiten muss man als Fahrgast aber wohl erstmal mit noch mehr Verspätungen rechnen.

Störungen an der Schieneninfrastruktur

Neben geplanten Baumaßnahmen führen auch unvorhergesehene technische Störungen an der Schieneninfrastruktur häufig zu Zugverspätungen. Dazu zählen beispielsweise Probleme mit Signalen, Weichen oder der Leit- und Sicherungstechnik. Im Jahr 2019 waren solche netzbedingten Störungen für rund 18 Prozent aller Verspätungsminuten im Fernverkehr verantwortlich.

Ein Grund dafür ist das teilweise veraltete und überlastete Schienennetz. Viele Gleise, Oberleitungen und Stellwerke stammen noch aus dem letzten Jahrhundert und sind den heutigen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Hinzu kommt, dass auf den meisten Strecken Personen- und Güterzüge im Mischverkehr unterwegs sind, was die Kapazitäten zusätzlich einschränkt. Kommt es dann zu einer Störung, haben die Züge kaum Ausweichmöglichkeiten und die Verspätungen pflanzen sich im gesamten Netz fort.

Defekte an Zügen

Auch die Züge selbst sind immer wieder Ursache für Verspätungen. Im Jahr 2019 gingen 13 Prozent der Verspätungsminuten auf technische Probleme an den Fahrzeugen zurück. Dazu gehören beispielsweise Störungen an Bremsen, Türen, Klimaanlagen oder dem Antrieb. Gerade bei den älteren ICE-Baureihen kommt es oft zu Ausfällen, weil Ersatzteile fehlen oder die Wartung vernachlässigt wurde.

Hinzu kommen immer wieder Engpässe bei der Verfügbarkeit von Zügen, weil zu wenige Reserven vorhanden sind. Fällt dann ein Fahrzeug aus technischen Gründen aus, gibt es keinen adäquaten Ersatz und Verbindungen müssen gestrichen werden. Das führt zu Verspätungen und Anschlussproblemen im gesamten Netz.

Witterungsbedingte Probleme

Auch das Wetter ist ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Pünktlichkeit der Bahn. Laut DB-Angaben haben Unwetter, Stürme und andere witterungsbedingte Störungen den größten Anteil an den Verspätungsminuten. Vor allem im Herbst und Winter sorgen umgestürzte Bäume, Schnee und Eis immer wieder für Behinderungen auf den Strecken.

Aber auch Hitze und Trockenheit können den Bahnverkehr beeinträchtigen. Bei Temperaturen über 30 Grad drohen Schienen zu verbiegen, sodass Züge langsamer fahren müssen. Außerdem steigt bei Hitze die Gefahr von Böschungsbränden, die ebenfalls zu Streckensperrungen führen können. Hier machen sich die Folgen des Klimawandels zunehmend bemerkbar.

Personalmangel und Krankheitsfälle

Ein weiterer Grund für Zugausfälle und -verspätungen ist der Personalmangel bei der Deutschen Bahn. Insbesondere bei Lokführern und Zugbegleitern fehlt es an Nachwuchs, sodass Dienste nicht besetzt werden können. Verschärft wird die Situation durch einen hohen Krankenstand in der Belegschaft.

Wenn Mitarbeiter fehlen, müssen Verbindungen gestrichen oder Züge mit weniger Personal besetzt werden. Das führt zu längeren Haltezeiten an den Bahnhöfen und Verspätungen auf der Strecke. Auch die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen verzögert sich, wenn nicht genügend Techniker verfügbar sind. Die DB versucht gegenzusteuern, indem sie jedes Jahr Tausende neue Mitarbeiter einstellt. Bis diese aber ausgebildet und einsatzbereit sind, dürfte der Personalmangel die Pünktlichkeit noch eine Weile beeinträchtigen.

Externe Einflüsse und Störungen

Neben den bahneigenen Ursachen gibt es auch eine Reihe externer Faktoren, die zu Zugverspätungen führen können. Dazu zählen beispielsweise Notarzteinsätze am Gleis, Personen im Gleisbereich oder Tiere auf den Schienen. Auch Streiks, Demonstrationen oder Großveranstaltungen können den Bahnverkehr behindern, wenn Strecken gesperrt werden müssen.

In den letzten Jahren kam es zudem immer wieder zu mutwilligen Störungen durch Vandalismus und Sabotage. Kabelbrände, beschädigte Oberleitungen oder gelegte Hindernisse auf den Gleisen führten zu erheblichen Verspätungen und Zugausfällen. Hier ist die Bahn auf die Mithilfe der Ermittlungsbehörden angewiesen, um die Täter zu fassen und solche Vorfälle zu verhindern.

Fazit

Die Gründe für Verspätungen bei der Deutschen Bahn sind vielfältig und oft miteinander verwoben. Hauptursachen sind die sanierungsbedürftige Infrastruktur, technische Störungen an Zügen, Baustellen, Personalmangel und Witterungseinflüsse. Hinzu kommen externe Faktoren wie Notfälle oder Vandalismus, die sich nur schwer vorhersehen und vermeiden lassen.

Um die Pünktlichkeit zu verbessern, sind umfangreiche Investitionen in das Schienennetz, die Fahrzeugflotte und das Personal notwendig. Die geplanten Generalsanierungen wichtiger Strecken sind dabei ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn sie zunächst mit weiteren Einschränkungen verbunden sind. Langfristig braucht es aber noch mehr Anstrengungen, um die Kapazitäten zu erhöhen, Störungen zu reduzieren und den Bahnverkehr zuverlässiger zu machen.

Als Fahrgast bleibt einem vorerst oft nichts anderes übrig, als Verspätungen einzuplanen und gelassen zu bleiben. Immerhin bietet die Bahn bei größeren Verzögerungen eine Mobilitätsgarantie und erstattet einen Teil des Fahrpreises zurück. Und in vielen Fällen kommt man mit der Bahn trotz Verspätung immer noch entspannter und umweltfreundlicher ans Ziel als mit dem Auto oder dem Flugzeug.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert