Die günstigen Flugzeiten der Lufthansa und ein vergleichsweise günstiges Flugticket haben uns dazu bewogen, Island im Winter zu bereisen. Für ein langes Wochenende – Donnerstag bis Sonntag – wollten wir einen Abstecher in den nordischen Inselstaat wagen, der bekannt für seine spektakulären Landschaft, geprägt durch Geysire, Thermalquelle und Lavafelder ist.
Vorbereitungen für die Winterreise nach Island
Nachdem die Flüge gebucht waren, ging es an das Reservieren von Hotel und einem Mietwagen. Wir entschieden uns für das Canopy by Hilton im Stadtzentrum von Reykjavik – eine gute Wahl, wie sich später herausstellte. Unser Auto buchten wir bei Sixt, die am Flughafen Keflavik International Airport über eine Mietwagenstation verfügen.
Wir ahnten schon, dass Island im Winter eher kalt und ungemütlich ist und so achteten wir beim Packen darauf, dass wir vor allem wetterfeste Kleidung mitnehmen. Ins Gepäck kamen:
- eine dicke, wasserfeste Winterjacke,
- lange Unterhosen,
- Thermo-Hosen,
- Pullover,
- eine Fleecejacke,
- Ski-Handschuhe,
- Schlauchschal,
- Mütze,
- gut gefütterte Stiefel,
- eine gut fettende Gesichtscreme.
Eine Sonnenbrille ist ebenfalls empfehlenswert. Auch wenn die Sonnenscheinstunden in den Wintermonaten in Island eher knapp sind; sobald die Sonne auf den Schnee scheint, kann es ganz schön hell werden. Auch beim Autofahren kann die tiefstehende Sonne ganz schön blenden.
Vor unserer Rundreise durch durch die Utah National Parks im Dezember 2018 waren wir gar nicht im Besitz von wetterfester Kleidung. Bei den Vorbereitungen für unserer Reise nach Island im Winter waren wir jedoch einmal mehr froh, die passende Outdoor-Kleidung im Schrank zu haben. Den Spruch “Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung” sollte man bei einem solchen Ausflug im Hinterkopf behalten. Was gäbe es ärgerliches, als bei einem Trip zu den Wasserfällen und Geysiren frieren zu müssen.
Islands Wetter im Winter
Der Inselstaat ist bekannt für sein wechselhaftes Wetter. Zwar verläuft der Winter in Island vergleichsweise mild und die Temperaturen liegen zwischen 0 und 3 Grad Celsius. Allerdings sollte man sich auch auf Schneefall, Schneeregen, starken Wind und viel Dunkelheit einstellen.
Während wir in Deutschland im Winter durchschnittlich zwölf Sonnenstunden haben, bekommt man in Island nur um die vier Stunden Sonne am Tag ab. Es wurde im Januar tatsächlich erst am späten Vormittag, kurz nach 10 Uhr, hell – eine ungewohnte Situation.
Neben der Dunkelheit durften wir schmerzhaft ein anderes Wetterelement kennenlernen: Sturm. Nicht nur, dass er die gefühlte Temperatur unter den Gefrierpunkt sinken lässt; auch unseren Hinflug kassierte der Sturm ein. Er wurde um einen Tag verschoben und so wurden uns aus den vier Tagen Island im Winter nur noch drei Tage vor Ort.
Mit dem Auto durch Island
Bei der Anmietung des Autos haben wir darauf geachtet, einen Wagen mit Allradantrieb zu erhalten. Denn aufgrund des unberechenbaren Wetters in Island kann es schnell zu Glatteis oder heftigem Schneefall auf den Straßen kommen. Mit zugeschaltetem Allradantrieb fährt es sich auf Island im Winter einfach sicherer.
Bei Hochlandfahrten (F-Roads) sind seitens der Mietwagenfirma auch nur ausdrücklich für diese Straßen zugelassene Fahrzeuge zu benutzen. Da die F-Roads aber nur von Mitte Juni bis Mitte September befahrbar sind, hat dieser Punkt bei der Wahl des Mietwagens keine Rolle gespielt.
Sollte man in die unvorhergesehene Situation kommen, mit dem Auto im Schnee stecken zu bleiben, etwa weil man von der Straße abgekommen ist, so kann man sich mit einem 4×4-Fahrzeug viel einfacher freifahren.
Höchstgeschwindigkeiten in Island
– außerhalb von Ortschaften, auf asphaltierten Straßen: 90 km/h
– außerhalb von Ortschaften, auf nicht ausgebauten Straßen 80 km/h
– Kreuzungsbereich 70 km/h
– innerhalb von Ortschaften 50 km/h
In Reykjavik konnte man sehen, wie der Winten den Straßen zugesetzt hat. Die Schlaglöcher und ausgefahrene Rillen sind nicht selten. Seine Fahrweise sollte man daher entsprechend anpassen.
Sehenswürdigkeiten
Mit der Anreise am Freitag und Abreise am Sonntag stand uns letztlich nur der Samstag für Ausflüge zur Verfügung. Von Reykjavik aus fuhren wir entlang des “Golden Circle”, der meistbesuchtesten Route des Landes.
Geysir Strokkur
Etwas antizyklisch sind wir zunächst zum Geysir Strokkur gefahren. Als Geysire werden heiße Quellen bezeichnet, die Wasser in regel- oder unregelmäßigen Abständen als Fontäne ausstoßen. Schuld daran sind die heißen Magmakammern, die das darüber liegende Grundwasser so stark erhitzen, dass sich große Dampfblasen bilden.
In Abständen von 5 – 10 Minuten eruptiert der Geysir Strokkur und spuckt eine bis zu 30 Meter hohe Wassersäule in die Luft. In der kalten Jahreszeit ist es natürlich schon gemein, ohne Handschuh, mit Kamera in der Hand, darauf zu warten, dass der Geysir endlich in die Höhe schießt. Kurz vor dem Ausbruch brodelt und blubbert es – ein unterhaltsames Naturschauspiel.
Rund um den Geysir brodelt und dampft es in der Landschaft. Das hat zur Folge, dass der schneebedeckte Rasen stellenweise unterbrochen wird und eine sattgrüne Wiese zum Vorschein kommt. Der Eintritt zum Geysir Strokkur ist übrigens frei. Am Parkplatz, der an diesem morgen schon halb gefüllt war, befindet sich auch ein Besucherzentrum (Geysir Center), Hotel, Souvenirladen und Café.
Wasserfall Gullfoss
Nach dem Naturschauspiel des Geysir haben wir uns zu einer weiteren Sehenswürdigkeit am Golden Circle aufgemacht, dem Gulfoss-Wasserfall, der vom Geysir etwa zehn Kilometer entfernt ist.
An der Vielzahl der Reisebusse erkennen wir, dass wir am Ziel sein müssen. Das sich so viele Touristen den Wasserfall anschauen wollen, ist nicht verwunderlich; schließlich zählt der Gullfoss (“goldener Wasserfall”) zu den größten Wasserfällen in Europa und zu den beeindruckendsten Islands.
Der Wasserfall hat seinen Ursprung durch den Gletscherfluss “Hvítá”. Kaskadenartig stürzt er in eine 2,5 Kilometer lange und 70 Meter tiefe Schlucht. Jede Sekunde schafft der Gullfoss zwischen 1.200 und 2.000 m³ Wasser in die spektakuläre Klamm.
Um dieses Schauspiel zu sehen, laufen wir zunächst einen Pfad entlang, der uns über eine Treppe auf ein tiefer gelegenes Tableau bringt. Die Treppe ist stellenweise schneebedeckt und stark vereist, so dass es sehr glatt auf den Stufen ist. Ohne sich am Geländer festzuhalten, haben wir keine Chance, nach unten zu kommen.
Dazu bläst ein stürmischer Wind, der es uns nicht leicht macht, den Blick auf den Wasserfall zu genießen. Aufgrund der Witterung war der Pfad, der auf das natürliche Tableau ganz in die Nähe des Wasserfalls führt, gesperrt.
So blieb uns nur der Blick aus der Ferne: Eine atemberaubender Wasserfall, mitten in einer Bilderbuch-Winterlandschaft.
Spaziergang durch Reykjavik
Am Sonntagmorgen spazieren wir noch durch die isländische Hauptstadt. In Island im Winter ist die Sonne auch am Vormittag noch nicht aufgegangen. Die 120.000-Einwohner-Stadt scheint zu schlafen, so ruhig ist es auf den Straßen.
Wir spazieren die Einkaufsstraße entlang bis zur Hallgrímskirkja, eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche. In der ganzen Stadt ist das monumentale Bauwerk und der imposante 75 Meter hohe Kirchturm sichtbar.
Beim Betreten der gut beheizten Hallgrímskirkja können wir uns an den Orgelklängen erfreuen. Sie stammen von der 15 Meter hohen Konzertorgel, die von Johannes Klais Orgelbau in Bonn erbaut wurde und sich seit Dezember 1992 in der Kirche befindet.
Für 1.000 ISK pro Person besteht die Möglichkeit, auf die Spitze des Kirchturm mit einem Aufzug zu fahren – wir entscheiden uns dagegen.
Stattdessen laufen wir in Richtung Harpa, ein 2011 fertig gestelltes Konferenzzentrum mit Konzerthalle, die von außen vor allem durch ihre Fassade auffällt. Sie wurde vom Künstler Olafur Eliasson entworfen. Das besondere ist ist die wabenförmige Struktur der Glaselemente, die in wechselnden Farben auf Tageslicht und Wetter reagieren.
Unweit von der Harpa befindet sich die Skulptur “Sun Voyager” von Jón Gunnar Árnason aus dem Jahr 1986. Das Wikingerschiff ging nach einem Wettbewerb zum 200-jährigen Jubiläum der Stadt Reykjavik als Sieger hervor. Bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang scheint das Metal der Skulptur zu glühen. Der Wikinger Ingolfur Anarson soll an dieser Stelle als erster dauerhafter Siedler seinen Hof gebaut haben.
Aktivitäten Island im Winter
Baden in heißen Quellen
Island ist bekannt für die Blaue Lagune, die sich seit 1992 die Vorteile von geothermischem Meerwasser zunutze macht. Im Jahr 2012 wurde die Blaue Lagune von National Geographic zu einem von 25 Weltwundern ernannt und trieb das heilende Wasser in die oberen Ränge der globalen Reiseziele. Dementsprechend teuer ist ein Besuch der Blauen Lagune: Ab 50,00 Euro Eintritt pro Person kann man in den heißen Quellen Islands baden.
Für einen Tagesausflug mag der Preis noch akzeptabel sein. Für die wenigen Stunden, die uns nach den Sehenswürdigkeiten entlang des Golden Circle noch zur Verfügung standen, kam ein Besuch der Blauen Lagune jedoch nicht in Betracht.
Besuch eines öffentlichen Schwimmbades
Stattdessen statteten wir einem der öffentlichen Schwimmbäder in Island einen Besuch ab. Der Eintritt ist mit 1.030 ISK nicht nur deutlich günstiger, es tummeln sich auch weniger Touristen dort.
Die meisten Schwimmbäder befinden sich im Freien. Sie sind das ganze Jahr über geöffnet und bieten ein spa-ähnliches Erlebnis. Die Pools sind auf etwa 28° C beheizt. Weitere Whirlpools mit unterschiedlichen Temperaturen von 38°C bis zu etwa 45°C heizen dem Körper gut ein.
Die meisten Thermalbäder verfügen über Dampfbäder, einige haben auch eine trockene finnische Sauna und Kaltwasserbecken, zur Abkühlung nach der Sauna.
Diese Schwimmbäder gehören zu den öffentlichen Einrichtungen:
- Árbæjarlaug
- Sundlaug Breiðholts
- Sundhöllin
- Laugardalslaug
- Grafarvogslaug
- Vesturbæjarlaug
Fazit
Island im Winter ist durchaus eine Reise wert. Die von der Natur geschaffenen Sehenswürdigkeiten sind in der kalten Jahreszeit genauso spektakulär wie im Sommer. Bedenken sollte man jedoch, dass das Wetter sehr wechselhaft sein kann und man die passende Kleidung im Gepäck haben sollte.
Bei der Wahl des Mietwagens empfiehlt sich ein Fahrzeug mit Allradantrieb, um auf schneeverwehten Straßen genügend Grip zu haben.
Wer sich im Winter aufwärmen möchten, kann sich die heißen Quellen zunutze machen. Dabei muss es nicht die Blaue Lagune sein, auch die öffentlichen Schwimmbäder sind lohnenswert.